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Wie es sich anfühlt, Jaguar E-Type Lightweight zu fahren

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“Car One” der neuen Serie von nur sechs Jaguar E-Type Lightweight ist grau lackiert und trägt einen weißen “Lipstick” um den Kühlergrill. Foto: S. Anker

Von STEFAN ANKER

Ehrlich gesagt: Ich wüsste das auch gern, wie dieser unglaubliche Oldtimer fährt, der gar kein Oldtimer ist. Aber ich war wenigstens ganz dicht dran an diesem Erlebnis, denn als das ziemlich heiße Gerät mit 120 Meilen über die Piste sauste, saß ich sogar links vorne.

Das lag natürlich daran, dass es im E-Type Roadster kein hinten gibt, und dass das Lenkrad rechts ist, wie es sich für einen englischen Sportwagen gehört. Mein Chauffeur war Kev Riches, einer der verantwortlichen Ingenieure für das Projekt, über das ich in der “Welt” schon berichtet habe. Darum hier nur ganz kurz: 18 Rennwagen vom Typ Jaguar E-Type Lightweight (Alu statt Stahl) waren 1963 geplant, zwölf haben sie nur gebaut, momentan entstehen die restlichen sechs, alle sind schon verkauft.

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Im Profil sieht man gut, dass die Lightweight-Modelle nicht auf dem Coupé, sondern auf dem Roadster des E-Type aufbauen. Foto: S. Anker

Mehr als eine Million Pfund hat jeder Kunde gezahlt, und der Besitzer von “Car One”, also des ersten fertiggestellten Modells, hat Jaguar erlaubt, vor der Auslieferung im Herbst das Auto noch ein bisschen vorzuführen. “Thank you, Mr Customer”, sagt Kev Riches dazu, aber weitere Details zu unserem großzügigen Gönner enthüllt er leider nicht.

Schade, ich hätte mich auch gern persönlich bedankt. Denn ich betrachte es als ein Privileg, in so einem Auto mitfahren zu können. Uns Motorjournalisten wird gern unterstellt, wir liebten besonders die gastronomischen Höhepunkte, die mit mancher Dienstreise einhergehen, aber darum geht es nicht. Es geht um die Gelegenheiten, Autos zu sehen, anzufassen und zu fahren, die man nicht alle Tage sehen, anfassen und fahren kann.

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Kurvenlage: Der Besitzer von “Car One” hat einige Testrunden mit seinem Auto gestattet, am Steuer durfte dabei aber immer nur Jaguar-Ingenieur Kev Riches sitzen. Foto: S. Anker

Wahrscheinlich werde ich “Car One” überhaupt nie wieder in meinem Leben sehen, wahrscheinlich werden nur ganz wenige Leute “Car One” jemals persönlich begegnen. Und deswegen schätze ich die fünf Minuten, die Kev mit mir über einen kleinen Flugplatz gefahren ist, ganz besonders.

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Trompetenkonzert. Der Besitzer von “Car One” hat sich für eine mechanische Lucas-Einspritzanlage entschieden. Serienmäßig gehören drei Weber-Doppelvergaser an den Sechszylinder. Foto: S. Anker

3879 ccm Liter Hubraum, Reihensechszylinder, 340 PS und 380 Newtonmeter. Das alles stürzt sich auf nur 1000 Kilogramm, und ich muss sagen: Tapfere Leute waren das, die mit solchen Geschossen Rennen gefahren sind.  Es ist eng, es ist laut, und man spürt selbst auf dem Beifahrersitz, wie das Auto sich um die ideale Linie bemüht, was der Fahrer tun muss, um es auf Kurs zu halten.

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Marcus von Oeynhausen-Sierstorpff steuert seinen Jaguar E-Type Lightweight zum Sieg bei der Jaguar Heritage Challenge – in diesem Rennen des Oldtimer Grand Prix blieb der Wagen unversehrt, einen Tag später wurde er in einen Unfall verwickelt. Foto: S. Anker

Dass das nicht immer gelingt, konnte man leider bei den Rennen des Oldtimer Grand Prix am Nürburgring beobachten: Am Sonntag drehte sich ein E-Type plötzlich, und beim Versuch, dem trudelnden Kontrahenten auszuweichen, wurde der – historische – E-Type Lightweight von Marcus von Oeynhausen-Sierstorpff getroffen.  Der erfahrene Oldtimer-Rennfahrer und Initiator des Bilster Bergs stieg unverletzt aus, aber sein auffällig in Florida-Green lackiertes Auto ist nun ein Fall für die sachkundige Reparatur.

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Fünf Minuten bis zum Start: Von Oeynhausen wirkt locker, aber er sagt, er höre in dieser Phase seinen eigenen Herzschlag. Foto: S. Anker

Kurz zuvor hatte ich von Oeynhausen auf dem Parkplatz getroffen, wir haben ein wenig geplaudert über die Regularien, die sein Auto bei den Rennen in verschiedenen Klassen erfüllen muss (er setzt unter anderem zwei unterschiedliche Hinterachsen ein). Am Freitag hatte von Oeynhausen noch den vierstündigen Marathon auf der Nordschleife gewonnen, dann am Samstag den Lauf zur Jaguar Heritage Challenge auf der Grand-Prix-Strecke, alles sah nach einem perfekten Wochenende aus. Und dann dieses Pech.

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Genaue Kontrolle: Nach den Probefahrten wird “Car One” penibel auf mögliche Beschädigungen kontrolliert. Foto: S. Anker

So gefährlich ging es natürlich bei meiner kleinen Probefahrt nicht zu, das hätte der Besitzer von “Car One” dann doch nicht erlaubt. Kein Kratzer und nur wenig Staub, das war die Vereinbarung, denn das Auto sollte auch noch auf dem Jaguar-Stand beim Oldtimer Grand Prix gezeigt werden. Und es muss natürlich heil den Rückweg antreten.

Dass die neuen Lightweights sich bei Rennen in Gefahr bringen, ist übrigens nicht auszuschließen. Auch wenn sie mit dem Baujahr 2015 nicht prädestiniert zu sein scheinen für historischen Motorsport, haben sie doch die FIA-Homologation dafür erhalten. Weil sie exakt so gefertigt werden wie ihre Schwestermodelle aus den 60er-Jahren.

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Design-Traum: Dürres Holzlenkrad mit drei gelochten Sport-Speichen. Was braucht man mehr? Foto: S. Anker

So könnten die Kopien der Neuzeit wie von Oeynhausens nun havarierter Lightweight Lebenserfahrung auf Rennstrecken sammeln. Um vielleicht den Rückstand an Patina und Historie ein wenig wettzumachen und ihren Wert nach und nach zu steigern.

Aber das ist alles Spekulation. Tatsache bleibt: “Car One” ist real, und ich durfte einen Moment in diese spezielle Realität eintauchen. Thank you, Mr Customer.

 

Der Beitrag Wie es sich anfühlt, Jaguar E-Type Lightweight zu fahren erschien zuerst auf PS.


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