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Warum ich das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring so mag

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24-Stunden-Rennen Nürburgring 2015
Gedränge nach dem Start in der Mercedes-Arena. Der schwarze SLS gehört zu Haribo Racing – daher die auffällige Beklebung. Foto: S. Anker

Von STEFAN ANKER

Oh ja, die Mille Miglia wäre auch schön gewesen am vergangenen Wochenende. Aber da war ja schon jemand von der PS-Welt, also habe ich etwas gemacht, was noch besser ist: 24-Stunden-Rennen, Nürburgring, Nordschleife.

Klingt so, als wäre ich mitgefahren, oder? Meine Frau fragt mich auch immer, wenn ich hinfahre, ob ich mitfahre, aber sie interessiert sich einfach so dermaßen überhaupt nicht für Autorennen, dass sie nicht weiß, was für eine Herausforderung es wäre, daran teilzunehmen. Also: Nein, ich fasse nicht an, ich gucke nur.

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Einsamer Streiter. Doch lange hat die GT3-Version des Nissan GT-R Nismo die Strecke nicht für sich alleine – es waren 152 Autos für das Rennen gemeldet. Foto: S. Anker

Aber das immerhin sehr dicht dran, denn ich bekomme am Ring eine Fotografen-Akkreditierung, kann also mit der Kamera überall hin, auch in die Boxen und direkt an die Leitplanken (da ist mir manchmal etwas mulmig, aber die Bilder sind der Lohn der Angst). Und ich bleibe 24 Stunden wach.

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Zweikampf im Morgengrauen. Der SLS GT3 wird den BMW M235i Racing aber gleich überholen, weil die GT3-Autos sowieso niemand aufhalten kann. Foto: S. Anker

Denn nachts bekommt man am Ring sehr gute Fotos.  Nicht unbedingt an der Strecke, die ist stockfinster, und ohne Stativ (das ich bislang nicht mitschleppe) geht da nichts. Aber ich habe dieses Mal von einem Fotografen-Kollegen gelernt, dass man die fahrenden Autos auch anblitzen kann. Das kam mir früher immer wie vergebene Liebesmüh vor, so wie das Blitzen vom zweiten Rang des Stadions beim Rolling-Stones-Konzert, aber siehe da, es ging doch. (Es gibt nur einen fotografischen Nachteil, aber den verrate ich nicht – vielleicht kommt ja jemand drauf und schreibt es in die Kommentare.)

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Ein anderer BMW hat etwas abbekommen im nächtlichen Positionskampf. In der Box wird um sein Leben gekämpft, jeder weiß, was er zu tun hat. Foto: S. Anker

Wichtiger ist mir sowieso die Atmosphäre in der Boxengasse. Bis zu fünf Teams teilen sich eine Garage, immer Super-Profi-Mannschaften mit ambitionierten Amateuren, und da ist manchmal richtig viel los. Wer die Nordschleife nicht kennt: Die Piste ist nicht wesentlich breiter als eine normale Landstraße, und die Autos brettern mit Tempo 200 und mehr durch die Nacht – da gibt es schon mal Havarien, und dann schlägt die Stunde der Teams.

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Der Hyundai i30 Turbo, den der deutsche Importeur des koreanischen Herstellers einsetzt, hat großen Schaden erlitten. Jetzt muss gesehen werden, dass die Radaufhängung gehalten hat, alles andere ist Klebeband-Kosmetik Foto: S. Anker

Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie die Leute in den Boxen teils stundenlang schrauben, hämmern und kleben, um das waidwunde Auto dann doch noch mal auf die Strecke zu schicken. Ohne jede Siegchance natürlich, aber hier geht es wirklich auch ums Dabeisein. Und ich schwöre: Die Fans, wenigstens die, die nicht nur am Feiern in den Zeltlagern rund um die Strecke interessiert sind, die merken, wenn ein Team sich Mühe gegeben hat: Kommt ein Auto nach langem Boxenstopp zurück, dann jubeln die Leute und spenden Applaus,  auch wenn das in dem Motorengedröhn vielleicht keiner mitbekommt.

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Ausgang Brünnchen – das ist eine der Kurven, wo die Zuschauer die meisten Unfälle erwarten. Youtube ist voll mit entsprechenden Filmchen, allerdings passieren die Unfälle mehr bei den Touristenfahrten als beim Rennen. Foto: S. Anker

Und dann lebt das Rennen natürlich von den Unterschieden. Monströse GT3-Autos von Audi (R8), BMW (Z4), Mercedes-AMG (SLS), Porsche (911), Aston Martin (Vantage), Nissan (GT-R), Bentley (Continental) treffen im Extremfall auf einen Golf III, ein paar Renault Clio und Opels Museums-Manta. Leistungsunterschied:  locker 250 PS, von den aerodynamischen Zaubereien der GT3-Klasse ganz zu schweigen.

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Der Opel Manta 400 gehört zum Inventar des 24-Stunden-Rennens, er tritt regelmäßig an, immer stilecht mit Fuchsschwanz an der Antenne. Foto: S. Anker

Das findet nicht jeder immer gleich gut, weil das Rennen a) potenziell gefährlicher wird, je weiter die Schere auseinanderklafft, und weil es b) für die kleinen Teams teurer wird, wenn die teils werksunterstützten GT3-Mannschaften das Niveau so hochziehen.

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Formationsflug: Die GT3-Rennwagen Audi R8 LMS (links), BMW Z4 GT3 und Mercedes-AMG SLS GT3 ziehen im Streckenabschnitt Brünnchen lässig am Porsche 997 GT3 Cup (rechts) vorbei, der in einer deutlich langsameren Klasse antritt. Überhaupt keine Chance hat der VW Scirocco GT RS ganz hinten im Bild, der pro Runde etwa zwei Minuten länger braucht als die schnellsten Autos im Feld. Foto: S. Anker

Jedenfalls sind die GT3-Piloten wieder gefahren, als dauere das Rennen nur zwei Stunden und nicht 24. Am Ende standen zwar lediglich 156 Runden für den Sieger zu Buche und nicht 159 wie im letzten Jahr. Aber es hat 2015 auch ein bisschen geregnet (2014 gar nicht), das macht das Rennen langsamer. Und natürlich die neuen Tempolimits an den Streckenabschnitten Döttinger Höhe und Flugplatz. Wegen des schrecklichen Unfalls aus dem März und eben der auf Kante genähten  Aerodynamik der GT3-Fahrzeuge. Dafür war der Abstand zwischen Platz eins (Audi R8) und zwei (BMW Z4) mit exakt 40,729 Sekunden so gering wie nie.  Pro Runde, immerhin mehr als 25 Kilometer lang, waren das nur 0,26 Sekunden. Oder auf eine normale Rennstrecke umgerechnet: ungefähr vier, fünf Hundertstel pro Runde.

Darum wird auch beim Boxenstopp immer alles sehr zügig erledigt. Und wenn du dumm herumstehst als Fotograf, dann gibt’s schon mal einen Schubser. Aber das ertrage ich gern, weil das Erlebnis einfach gut ist, und weil ich hinterher etwas zum Zeigen habe.

Hier also noch einmal fünf gute Bilder vom 24-Stunden-Rennen 2015:

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Nacht-Ballett: Scheibe putzen, Reifenwechsel, Nachtanken, manchmal auch die Ablösung auf dem Fahrersitz – der Boxenstopp muss perfekt choreografiert sein. Foto: S. Anker
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Irgend etwas leuchtet dem Aston-Martin-Piloten seitlich ins Gesicht. Mensch und Überrollkäfig sind zu erkennen – und dass auch der Profi-Rennfahrer nicht auf eine GoPro verzichten mag. Foto: S. Anker
24 Stunden Nürburgring 2015-1259
Trotz Tempolimit: Schnell wieder raus auf die Strecke: Der Nissan GT-R Nismo GT3 in der Boxengasse des Nürburgings. Foto: S. Anker
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Der spätere Sieger Audi R8 LMS vom Audi Sport Team WRT am Streckenabschnitt Pflanzgarten. An dieser Stelle heben die Autos immer ganz leicht ab, einen Abflug wie am Streckenabschnitt Flugplatz im März gab es aber nicht. Foto: S. Anker
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Das beste Schild von allen, hochgehalten am Ende des Grid Walks: Zuschauer können sich bis eine Stunde vor Beginn des Rennens die Autos in der Startaufstellung ansehen, dann aber müssen sie, na ja, raus. Und weil sie das Schild in der Regel ignorieren, setzen die Ordner auch noch laute Trillerpfeifen ein. Foto: S. Anker

 

 

 

 

Der Beitrag Warum ich das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring so mag erschien zuerst auf PS.


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