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Die Autokosten sind hoch, doch die Bahn ist nicht billiger

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Von STEFAN ANKER

“Teuer ist es also auch noch, das Auto nicht zu benutzen.” Dieser lässig hingeworfene Satz in meinem letzten Blogeintrag, der mir entschlüpfte, weil ich 30 Euro für eine Bahnfahrkarte zahlen musste, hat auf Facebook zu einer kleinen Debatte geführt. Leider drehte sie sich schnell im Kreis, und obwohl ich stets freundlich blieb, hat die Gegenseite hämisch und aggressiv auf mich reagiert – und vor allem ignoriert, was ich vorzutragen hatte. Jeden Moment fürchtete ich, das Wort “Lügenpresse” lesen zu müssen. Es ist mir also ein Bedürfnis, hier noch einmal ein Stück der Aufklärung zum Thema Autokosten anzubieten. Friedfertig und in heiterer Unschuld, wie es meine Art ist.

Bei vielen Berechnungen muss man sich zunächst auf die eine oder andere Voraussetzung einigen. In meinem Fall ist es nur eine, aber die ist wirklich wichtig: Der Mensch braucht ein Auto. Oder meinetwegen auch: Ich brauche ein Auto. Ich würde niemals aufhören, ein Auto haben zu wollen. Es gibt für mich keine Option, kein Auto zu besitzen, selbst wenn sie Nackttänzerinnen in der Bahn beschäftigen sollten.

Aber das tun sie ja sowieso nicht.

Okay, wenn das also geklärt ist, dann können wir anfangen, die Frage der Autokosten zu klären. Sehr gern nehmen wir dazu meinen eigenen Kombi zur Hand. Und sehen schnell, dass die fiesesten Kosten nicht durchs Fahren entstehen, sondern durchs Haben. Mein Vater hat immer gesagt, Auto fange mit “Au” an – denn allein der Besitz eines Autos tut weh und treibt den Menschen an den Rand des Ruins. Einerseits muss die Finanzierung bewältigt werden, andererseits verliert der kostbare Pkw Tag für Tag an Wert.

Finanzierung und Wertverlust spüre ich bei meinem Wagen einmal im Monat, wenn die Leasingrate abgebucht wird: 450 Euro. Als weitere Fixkosten kommen Steuern und Versicherung hinzu, das sind zusammen noch einmal 150 Euro im Monat. Ich bezahle also 600 Euro im Monat (20 am Tag) allein dafür, dass ich mein Auto besitze (richtig, als Leasingkunde muss ich eigentlich sagen: dass es mir zur Verfügung steht). Ob ich auch mit dem Auto fahre, was ich gern und oft mache, oder ob es herumsteht, weil ich jetzt gerade unter einem Fahrverbot leide: Es sind immer 600 Euro im Monat.

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Regionalbahn in Brandenburg: Man zahlt eine Menge für die Fahrt, hat aber wenigstens genug Platz Foto: S. Anker

Aber mir ist es das wert. Ich kann mir das leisten, und ich arbeite dafür, dass das auch so bleibt. Ich diskutiere nicht darüber, ob ich mein Auto abschaffen soll. Ich wäre nicht der Mensch, der ich bin, ohne mein Auto. Ich könnte meinen Beruf nicht anständig ausüben ohne mein Auto. Und weil das so ist, betrachte ich, wenn ich eine Strecke kalkuliere, nur die Spritkosten. In dieser Hinsicht ist vielleicht auch nicht jedes Auto der Bahn überlagen, meins aber schon.

Die 200 Kilometer, die in Rede standen in meinem letzten Blogbeitrag, hätten mich mit dem Auto 15,50 Euro für Diesel gekostet, der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg wollte 30 Euro haben, fast das Doppelte. Bei dreifacher Fahrzeit übrigens, aber das nur am Rande.

In den Facebook-Kommentaren wurden noch Rücklagen für Inspektion und Reparaturen erwähnt, die ich berücksichtigen müsse. Stimmt. Die habe ich aber schon bei den Kaufverhandlungen zum Thema gemacht: Inspektionskosten und Verschleißreparaturen sind in meiner Leasingrate enthalten.

Das geht natürlich nur bei neuen Autos. Ältere Semester sind unsichere Kantonisten in Sachen Reparaturen. Dafür liegen bei ihnen die Finanzierungskosten viel niedriger oder sind dank langer Besitzdauer inzwischen weggefallen. Und der Wertverlust eines, sagen wir: acht Jahre alten Autos fällt kaum noch ins Gewicht. Am Ende des Autolebens ist das Fahren manchmal teurer als das Haben. Wenn also das Getriebe schon knirscht, ist es unter Umständen billiger, die Bahn zu nehmen, das gebe ich zu.

Aber grundsätzlich kann doch nur gelten: Wer sich entschlossen hat, ein Auto zu besitzen, der sollte es auch benutzen. Denn wenn er es nicht tut, sondern stattdessen die Bahn nimmt, kommt ihn seine Reise noch teurer zu stehen.

Was ist daran eigentlich so schwer zu begreifen?

Der Beitrag Die Autokosten sind hoch, doch die Bahn ist nicht billiger erschien zuerst auf PS.


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