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Die heißesten Autos von Genf, Teil 9: Porsche

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Porsche Cayman GT4 (gelb) und 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015
Leitwerk: Der Porsche Cayman trägt in der neuen GT4-Version den starren Flügel vom 911 GT3. Im Hintergrund ist der neue 911 GT3 RS zu sehen, dessen Flügel wiederum größer ist Foto: S. Anker

Von STEFAN ANKER

Man hat es natürlich gewusst, dass da noch etwas kommt. Aber irgendwie ist es jedes Mal doch wieder eine Überraschung, die Porsche dem geneigten Interessenten bereitet. Weil man staunt, dass tatsächlich immer noch mehr und noch mehr geht. Und dann diese leckeren Farben.

Ich-bin-der-Größte-Gelb und Ich-mach-dich-fertig-Orange, so will ich die Lackierungen mal nennen, in denen Cayman GT4 und 911 GT3 RS am Porsche-Stand beim Genfer Salon ausgestellt sind. Und auch wenn das Beinahe-Rennmodell vom Elfer (500 PS) natürlich stärker ist als die ebenso heiß gemachte Cayman-Variante (385 PS), so geht die Debatte, welcher Sportwagen denn nun der wahre Porsche sei, hiermit in eine neue Runde.

Porsche 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015
Der Heckflügel des Porsche 911 GT3 RS besteht aus Carbon, die stützen sind aus geschmiedetem Aluminium gemacht Foto: S. Anker

Für die einen ist das gar keine Diskussion, und selbst die Frage ist schon eine Provokation: Über den Elfer geht ihnen nichts, der Cayman ist ein, na ja, nachgeschobener Mitläufer, etwas für Leute, die sich einen Porsche eigentlich nicht leisten können.

Diese Haltung kann man haben. Bis man zum ersten Mal Cayman fährt. Wer dann nicht einsieht, wie herrlich sich ein Mittelmotor-Sportwagen ums Eck jagen lässt, dem kann ich auch nicht helfen. Und die GT4-Version – heidewitzka, Herr Kapitän. Da muss in einem vergleichbar starken Elfer (also dem 911 Carrera S mit  400 PS) schon ein Könner hinterm Lenkrad sitzen, um diesen Cayman noch in Schach zu halten. Oder man macht sein Rennen frühmorgens auf der Autobahn, schnell geradeaus kann es der 911 Carrera S noch ein bisschen besser (304 statt 295 km/h).

Porsche Cayman GT4 (gelb) und 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015
Cayman GT4 (gelb) und 911 GT3 RS auf dem Porsche-Stand beim Genfer Salon. Beide Autos trennen 115 PS und knapp 100.000 Euro Foto: S. Anker

Aber auf der Rundstrecke? Der Cayman GT4 ist immerhin leichter (75 Kilo) als der 911 Carrera S. Und der GT4 trägt nicht nur den Spoiler vom 911 GT3, sondern hat auch ein paar heiße Fahrwerksteile von dem bis dato rennsportlichsten Elfer eingebaut.  Außerdem behaupte ich: Mittelmotor ist leichter zu beherrschen.

Ich weiß, darüber gibt es geteilte Ansichten. Manche schwören auf die monströse Traktion, die der Elfer hat, weil sein Sechszylinder hinter der Hinterachse lastet.  Beim Hinausbeschleunigen aus Kurven macht diesem Porsche tatsächlich keiner etwas vor, aber vorher, beim harten Anbremsen, liegt der Cayman noch stabiler auf der Straße. Und sollte man nach dem Scheitelpunkt so fest aufs Gas treten, dass das Heck doch mal zuckt, ist der Mittelmotorwagen mit Gegenlenken einfacher wieder auf Kurs zu bringen. Wenn ein Heckmotorauto hinten ausschert, dann wirken Kräfte wie bei einem Hammerwerfer: Viel Gewicht ganz außen, viel Power, damit kann man auch das Auto weit wegwerfen.

Porsche 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015-210
Auch wenn es nicht draufstünde: Der Kenner erkennt GT3-Elfer am zusätzlichen Lufteinlass vor der Kofferraumklappe Foto: S. Anker

Okay, bei Porsche ist ja ESP an Bord (hier PSM geheißen), aber auch wenn die Elektronik  das Schleudern verhindert, so muss es beim Heckmotor doch rabiater eingreifen als beim Mittelmotor – also kann der Cayman auch in der domestizierten Gangart ein paar Zehntel gewinnen.

Habe ich das je gemessen? Nein, da müsste man sich an die Kollegen der Fachpresse wenden. Ich kann nur mit meinem Gefühl argumentieren, und da habe ich noch kein Mittelmotorauto gefahren, zu dem ich nicht auf Anhieb Vertrauen aufgebaut hätte. Und es wundert mich auch nicht, dass die Formel 1 mit Mittelmotor-Rennern unterwegs ist.

Porsche Cayman GT4 beim Genfer Salon 2015
Alcantara, Türschlaufe, Schalensitz – wo geht es hier zur Rennstrecke, fragt der Porsche Cayman GT4 Foto: S. Anker

Zum Schluss zählt natürlich auch der Preis. Dass Porsche teuer ist, setze ich mal als bekannt voraus, aber in diesem Hochpreis-Kosmos bildet der Cayman GT4 eine Art Sonderangebots-Galaxie: Für 85.776 Euro ist er wohlfeil, während der 911 Carrera S schon 103.150 Euro kostet.

Ich kann also wählen zwischen einem sehr glaubwürdigen Sportwagen für jeden Tag, also dem genannten Elfer, und einem giftigen Renner, der auch jeden Tag gefahren werden will, aber am liebsten auf der Nordschleife. Ob ich es täglich mit ihm aushielte, weiß ich nicht genau, wahrscheinlich würde ich die gesparten gut 17.000 Euro in einen Polo TDI stecken müssen, um ab und zu auch mal meine Ruhe zu haben.

Porsche 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015
Die Cockpitfrage beantwortet der 911 GT3 RS mindestens ebenso souverän wie der Cayman GT4. Schöner Carbon-Alcantara-Mix Foto: S. Anker

Oder doch den 911 GT3 RS? Der kostet 181.690 Euro, davon kann ich nicht mal träumen. Obwohl ich das Kompromisslose an allen Elfern, die das Kürzel GT3 im Namen tragen, immer gemocht habe. Ich liebe auch die GT3-Rennwagenklasse – alles Sportwagen, die man kennt, aber mit Monsterflügel hinten drauf. Wunderschön.

Und auch wenn der Cayman flügeltechnisch jetzt nachzieht (GT4 ist ebenfalls eine Rennwagenklasse), am Ende ist es mein fortgeschrittenes Alter, das mich vom Elfer nicht loskommen lässt, jedenfalls optisch. GT3 RS, ha, schön wär’s. Aber der 911 Carrera S, das ist immer noch der Wagen, den ich ohne jedes Zögern kaufen würde, wenn ich mal bei Günther Jauch die entscheidende Frage beantworten könnte oder ähnliches Glück hätte.

Porsche 911 GT3 RS beim Genfer Salon 2015
Absolutes Lieblingsmotiv vom Porsche 911 GT3 RS: Luftaustrittsöffnungen, Louver genannt, über den Vorderrädern. Diese Maßnahme reduziert den Überdruck im Radhaus und wirkt dem Auftrieb entgegen – gibt es sonst nur bei Rennwagen, z.B. bei den Le-Mans-Prototypen Foto: S. Anker

Ich würde dieses Auto wahrscheinlich nach einem Jahr wieder verkaufen und das Gefühl, einmal Porsche-911-Besitzer gewesen zu sein, tief in mir einschließen.

Und danach würde ich, ganz heimlich, damit es keiner mitbekommt und mich auslachen kann, danach würde ich mir immer wieder eine Frage stellen: Warum gibt es eigentlich keinen Elfer mit Mittelmotor?

Die heißesten Autos von Genf, Teil 1: Natürlich McLaren

Die heißesten Autos von Genf, Teil 2: Der Borgward

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Die heißesten Autos von Genf, Teil 6: Rolls-Royce

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Der Beitrag Die heißesten Autos von Genf, Teil 9: Porsche erschien zuerst auf PS.


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