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New York, New York oder: Wo die Parkgebühren eine Frechheit sind

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Hohe Parkgebühren in New York
Die Firma Icon Parking bietet nach eigenen Angaben die meisten Parkplätze in Manhattan an Foto: S. Anker

Von STEFAN ANKER

Gerade bin ich in New York, wegen der Automesse. Das geschieht jedes Jahr um Ostern herum, und deshalb ist die Stadt immer besonders voll. Doch ob Osterferien oder nicht: Manhattan hupt und staut und platzt eigentlich immer. Wie kostbar hier selbst knappste Flächen sind, lässt sich gut an einem speziellen Wert belegen: den Parkgebühren.

Zu Fuß bin ich zwei, drei Stunden durch Manhattan gelaufen, gottlob musste ich kein Auto benutzen. Denn erstens hätte das schon mindestens acht Dollar Eintritt gekostet (wenn man von Osten hereinkommt, von Westen aus sind es 14 Dollar), und irgendwann ist der Brücken- oder Tunnelzoll ja auch für den Rückweg fällig. Und zweitens sind die wenigen verfügbaren Parkflächen hier offenbar mit Goldstaub gepudert.

Unter acht Dollar die halbe Stunde läuft in Manhattan in Sachen Parkgebühren eigentlich gar nichts, dafür kann man sein Auto an einigen wenigen unbebauten Ecken der Stadt abstellen, und man sieht besser nicht zu, wie sehr lässige Hilfskräfte den schönen Wagen allerengstens herumrangieren oder ihn in ein klappriges Metallgerüst bugsieren.

Die Stunde kostet knapp das Doppelte von einer halben Stunde (was ja auch logisch ist), danach mildert sich der Preisanstieg deutlich ab. Aber wer ausgiebig shoppen geht, ist schon mal mit 30, 40 Dollar dabei.

Als ich gerade darüber nachdachte, wie gut bezahlt der Job sein muss, damit es sich lohnt, mit dem Auto nach Manhattan zu pendeln, wurde mir ein Anhaltspunkt für die Antwort präsentiert. In der West 9th Street, Ecke Broadway, entdeckte ich eine Garageneinfahrt mit einer sehr ausführlichen Preisliste, man könnte auch Beutelschneiderliste dazu sagen.

Hohe Parkgebühren in New York
Die Preisliste in einem New Yorker Parkhaus lässt europäische Besucher staunen Foto: S. Anker

In dieser Tiefgarage jedenfalls soll das Parken 11,83 Dollar für die ersten 30 Minuten kosten, 22,81 Dollar für die erste volle Stunde, 27,88 Dollar für zwei Stunden, bis man bei 43,93 Dollar für den ganzen Tag und die ganze Nacht angekommen ist. Ein Schnäppchen geradezu, weniger als zwei Dollar die Stunde.

(Ironiemodus ein) Und auch der Monat ist noch einmal sehr günstig gerechnet. Nicht etwa werden für 22 Arbeitstage 22 Mal 43,93, also 966,46 Dollar berechnet, nein, die Monatskarte ist gedeckelt auf schlanke 591,34 Dollar. Ein fairer Deal. (Ironiemodus aus)

Jetzt aber kommt’s. Das nächste Foto zeige ich extra etwas größer, damit sich hier auch diejenigen ein Bild machen können, die aus Eitelkeit keine Lesebrille tragen. Sie erkennen weiter unten nun auch die Sozialneid-Abzocke, die Robin-Hood-Abgabe, wie immer man es nennen mag – jedenfalls geht es den Fahrern besonders attraktiver Autos besonders an den Kragen.

Hohe Parkgebühren in New York
Zu der hohen Monatsrate können ausgefeilte Zuschläge addiert werden – und die Stadt New York erhebt einen extra hohen Steuersatz fürs Parken Foto: S. Anker

Besitzer von Luxusautos und exotischen Autos (was das ist, bestimmt der Garagenbesitzer) zahlen einen Zuschlag von 422,39 Dollar im Monat. Und wenn das Auto länger ist als 181 Zoll (4,60 Meter) und höher als 70 Zoll (1,78 Meter) ist, was für nahezu jedes SUV in Amerika gilt, dann werden weitere 168,95 Dollar fällig.

Wenn man mit einiger Erschöpfung die monatlichen Parkkosten zusammengezählt hat (z.B. für einen Cadillac Escalade, einen Range Rover oder ähnliche Modelle, von denen es in Manhattan auffallend viele gibt) und bei 591,34 plus 422,39 plus 168,95 gleich 1182,68 Dollar angelangt ist – dann kommt noch die Steuer.

Na ja, Mehrwertsteuer, Sales Tax, ist ja normal, die wird halt in den USA nicht in den aufgerufenen Preis eingerechnet ist, sondern muss obendrauf gezahlt werden. Stimmt, aber die Sales Tax, die jeder Bundesstaat separat und in unterschiedlicher Höhe erhebt, liegt in New York bei 8,875 Prozent. Die New York City Parking Tax jedoch beträgt 18,375 Prozent, die Stadt mischt fleißig mit beim Abzocken im Parkhaus. Also: 1182,68 Dollar plus Tax, das sind exakt 1400 Dollar.

Welchen Job muss man denn nun haben, um sich a) einen RangeRoverCadillacEscaladeLincolnNavigator zu leisten und b) den Parkplatz dazu? Ein bisschen sparen kann man vielleicht, wenn man nicht pendelt, dann entfallen die Brücken- bzw. Tunnelgebühren. Aber bitte nicht zu früh freuen. Zwei Straßen weiter habe ich ins Fenster eines Immobilienmaklers gesehen: Einzimmerwohnungen kosten bei ihm ab 300.000 Dollar, zwei Zimmer zwischen 500.000 und einer Million.

Vielleicht schläft man am besten im Auto.

 

 

Der Beitrag New York, New York oder: Wo die Parkgebühren eine Frechheit sind erschien zuerst auf PS.


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